Von Georg Wässa   21. August 2019

Transportunternehmen verkaufen – Was gibt es zu beachten?

Nachfolge bei Transportunternehmen

Der Markt für Logistikdienstleistungen läuft auf Hochkonjunktur und die Nachfrage nach Transportunternehmen, Logistikflächen sowie Fahrpersonal ist anhaltend hoch. Gleichzeitig bleibt auch die Transportbranche nicht vom demographischen Wandel und Nachfolgermangel verschont. Für Betriebe in der Logistik, die ihre Unternehmensnachfolge regeln möchten, ergeben sich durch die gute Marktklage bei einem Unternehmensverkauf attraktive Möglichkeiten. Ein Logistik- und Transportunternehmen zu verkaufen, bringt einige Besonderheiten mit sich, die bei der Regelung der Nachfolge beachtet werden sollten und im Folgenden thematisiert werden.

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Welche Arten von Logistikunternehmen gibt es?

Fuhrunternehmen

Unter dem Schlagwort Logistikunternehmen lassen sich eine Vielzahl von Betrieben zusammenfassen, die sich allesamt mit dem Transport von Waren und Gütern befassen. Die einfachste Art von Logistikbetrieben ist dabei das Fuhrunternehmen oder der Frachtführer. Bei diesen Unternehmen wird eine Ware gemäß Kundenauftrag transportiert. Die Leistung ist somit der Transport zwischen zwei oder mehreren Punkten ohne die Erbringung zusätzlicher Dienstleistungen.

Speditionen

Im Gegensatz zum Fuhrunternehmen ist eine Spedition dafür verantwortlich, den gesamten Transport zu organisieren. Dazu gehört auch die Verzollung von Waren oder Logistikberatung. Die Abgrenzung zum Fuhrunternehmen liegt in der Planung, Steuerung und Organisation des Warenflusses. Der Transport selbst muss nicht zwangsläufig durch die Spedition erfolgen, sondern kann auch von Fuhrunternehmen durchgeführt werden, die als Nachunternehmer fungieren.

Lagereien

Zur dritten Kategorie in der Logistik gehören Lagereien. Bei Unternehmen dieser Art wird Ein- und Auslagerung sowie meist Kommissionierung als Leistung für den Kunden angeboten. Lagereibetriebe können eigenständige Unternehmen ohne eigenen Fuhrpark und weitere Logistikleistungen sein oder in Speditionsbetrieben organisiert sein. Von der Einlagerung von Paletten über spezielle Einlagerung von Kühl- und Gefriergütern, Massengütern oder Gefahrengut gibt es eine große Bandbreite von angebotenen Dienstleistungen.

Kontraktlogistiker

Während die vorgenannten Unternehmen in der Regel eine reduzierte Komplexität in ihrem Aufbau und den angebotenen Dienstleistungen haben, ist der Kontraktlogistiker ein ganzheitliches Logistikunternehmen und wesentlicher Bestandteil der Supply Chain eines Herstellers oder Händlers. Der Kontraktlogistiker liefert keine einfachen Transport- oder Lagereileistungen, sondern ist ein systemischer Anbieter von Logistiklösungen in der Wertschöpfungskette des Kunden. Beispielsweise ist der Kontraktlogistiker im Rahmen des Werksverkehrs tätig und liefert kommissionierte Waren Just in Time an den jeweiligen Zustellungsort. Dadurch ist dieses Unternehmen tief in die Produktionsketten eines Kunden integriert und im Gegensatz zu einem Fuhrunternehmer nur schwer austauschbar. Die Auftragsvolumina sind meist deutlich höher und beginnen in der Regel erst ab einigen Hunderttausend Euro Volumen.

Kontraktlogistiker stützen sich immer mehr auf datenbasierte Lösungen wie Telematik, Matching oder dynamisches Preismanagement. Dies hat zum Ziel, die Transparenz und Effizienz im Unternehmen zu verbessern und durch die Ausnutzung noch vorhandener Ladekapazitäten Kostenvorteile zu erzielen.
Kontraktlogistiker sind aufgrund ihrer langfristigen Kundenbeziehung und starken Margen ein beliebtes Ziel von Investoren.

Unternehmen verkaufen - Logistikflächen als wichtiger Faktor

Eine der zurzeit größten Herausforderungen in der Logistik ist die Versorgung mit geeigneten Flächen und Immobilien. Prinzipbedingt ist ein Transportunternehmen auf eine gute Anbindung an die überregionale Verkehrsinfrastruktur angewiesen und benötigt entsprechende Rangierflächen auf dem Betriebsgelände. Hinzu kommt noch die Notwendigkeit von Laderampen und eine entsprechende Raumhöhe im Falle der Einlagerung von Waren.

Gerade in Ballungsgebieten sind Logistikflächen aufgrund des anhaltenden Branchenwachstums rar und erzielen von Jahr zu Jahr Höchstpreise. Dies wird dadurch verstärkt, dass Gemeinden nur verhalten Flächen für Unternehmen in der Logistik bereitstellen. Das liegt unter anderem an dem generell hohen Flächenbedarf durch die benötigten Rangier- und Verladeflächen, den automatisch mit einem hohen Transportaufkommen eingehenden Immissionen und dem zusätzlich entstehenden Lärm.

Weiterhin müssen die Zufahrten zur nächsten Autobahn oder Bundesstraße für die Belastung und Dimensionen von LKW ausgelegt sein. Dies betrifft zum Beispiel Kreisverkehre oder Brücken. Aufgrund dieser Faktoren sind die Möglichkeiten zur Erweiterung derzeit begrenzt und auch nur mit hohem Kapitaleinsatz durchzuführen. Beim Unternehmensverkauf in der Transport- und Logistikbranche spielt daher die Betriebsimmobilie eine große Rolle. Unternehmen mit eigener Immobilie und noch vorhandenen Erweiterungskapazitäten sind beim Thema Verkaufen klar im Vorteil.

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Hohe Anlagenintensität sorgt für Kaufpreisdiskussionen

Ein Logistik- und Transportunternehmen hat für gewöhnlich eine hohe Anlagenintensität, bestehend aus der Betriebsimmobilie und dem Fuhrpark. Die Abschreibungsdauer im Transportgewerbe liegt für LKW bei fünf Jahren und dementsprechend hoch ist der Erneuerungsbedarf des Fuhrparks. Für die Finanzierung der Fahrzeugflotte wird überwiegend auf Drittmittel im Rahmen einer klassischen Fahrzeugfinanzierung zurückgegriffen. Alternativ werden die Fahrzeuge geleast. Wenn es die Finanzmittel des Unternehmens zulassen, können Fahrzeuge natürlich auch aus Eigenmitteln erworben werden.

Diese Möglichkeiten der Fahrzeugfinanzierung führen oft zu Diskussionen bei der finalen Kaufpreisfindung. Für gewöhnlich werden Unternehmen mit einer so genannten „Cash-and-Debt-free-Klausel“ veräußert. Vereinfacht werden hier liquide Mittel dem Kaufpreis hinzugerechnet und Fremdverbindlichkeiten abgezogen. Bei einem Kaufpreis in Höhe von beispielsweise 5 Mio. EUR, einem Kassenbestand von 200 TEUR und Fremdverbindlichkeiten von 1,5 Mio. EUR ergibt sich daraus ein zu zahlender Preis in Höhe 3,7 Mio. EUR (5 Mio. + 0,2 Mio. – 1,5 Mio.).

Nehmen wir nun Folgendes an: Ein Unternehmen muss einige Wochen vor dem Verkauf aufgrund neuer Aufträge zwei große LKW erwerben und bezahlt diese mit liquiden Mittel. Der zu zahlende Kaufpreis würde sich um die Kaufsumme der beiden LKW reduzieren. Ein Käufer hätte nun zwei fabrikneue Fahrzeuge im Fuhrpark und müsste gleichzeitig dafür weniger bezahlen, weil die liquiden Mittel reduziert wurden und damit nicht dem Kaufpreis hinzuaddiert werden. Ähnlich wäre dies bei der Fremdfinanzierung, bei der ein Käufer nun aufgrund der gestiegenen Verschuldung einen geringeren Kaufpreis bezahlt, obwohl der Gegenwert in zwei Neufahrzeugen auf dem Hof steht.

Aus diesem Grund ist für den Verkauf die genaue Dokumentation des Fuhrparks sowie ein Investitionsplan von entscheidender Bedeutung. Käufer und Verkäufer haben ein gemeinsames Interesse daran, dass notwendige Erhaltungs- und Erweiterungsinvestitionen weiter getätigt werden, weshalb dies im Rahmen der Verhandlungen schriftlich fixiert werden sollte. Die Vereinbarung sollte dahingehend formuliert werden, dass Tätigkeiten im Rahmen des Investitionsplans keine Anpassung der Kaufpreismechanik vorsehen oder die Investitionen mindestens im Angebot des Käufers berücksichtigt sind.

Zusammenfassung: Ein Transportunternehmen zu verkaufen ist komplex

Der Verkauf eines Transport- und Logistikunternehmens muss sorgfältig geplant und strukturiert angegangen werden. Gerade aufgrund der hohen Anlagenintensität durch Fuhrpark und Immobilien sind belastbare Daten für die künftige Geschäftsentwicklung von hoher Relevanz, um eine seriöse Bewertung zu erstellen. Bei vorhandenem Immobilienvermögen lohnt es sich, einen Berater zu engagieren, der ausgewiesene Expertise im Bereich der Immobilienwirtschaft hat, da die Kenntnis von Bebauungsplänen und Bewertungsfragen eine große Rolle spielt. Aufgrund der speziellen Thematik der Kaufpreismechanik ist es weiterhin empfehlenswert, für den Verkauf einen Transaktionsberater zu engagieren, der Know-how in der Erstellung von Kaufverträgen und Investitionsplänen vorweisen kann. Neben den allgemeinen betriebswirtschaftlichen Themen wie Kunden, Lieferanten und Personal ist die Investitions- und Zukunftsplanung von großer Bedeutung, um erfolgreich ein Unternehmen zu verkaufen.

Lesen Sie auch unseren Praxisbericht von der erfolgreichen Nachfolgeregelung bei der Firma HR-Transporte GmbH aus Leimen hier.

Das Team von COVENDIT hat bereits zahlreiche erfolgreiche Transaktionen in der Logistik begleitet. Haben Sie auch Interesse daran und benötigen Unterstützung dabei, Ihr Transportunternehmen zu verkaufen? Wir helfen Ihnen gerne weiter – nehmen Sie einfach Kontakt mit uns auf.

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  • Über den Autor

    Georg Wässa

    Georg Wässa hat über zehn Jahre Erfahrung in den Bereichen M&A, Banking und Immobilienwirtschaft. Seine berufliche Laufbahn führte ihn neben der Tätigkeit bei Banken und Fondsgesellschaften unter anderem auch nach Zürich zum Schweizer Marktführer für Unternehmensnachfolge im Mittelstand.

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