10. Oktober 2023
Die Popularität umsatzbasierter Finanzierungsformen hat insbesondere bei jungen und wachsenden KMUs (kleinen und mittelständischen Unternehmen) massiv zugenommen. Während klassische Fremd- oder Eigenkapitalfinanzierungen nicht für alle Unternehmen geeignet oder zugänglich sind, bildet die umsatzbasierte Finanzierung (auch „Revenue-Based Financing“ genannt) eine interessante Alternative zu den klassischen Finanzierungsformen. Konträr zu privatem Beteiligungskapital, Risikokapitalinvestitionen oder der Aufnahme von Schulden bietet die umsatzbasierte Finanzierung Unternehmen die Möglichkeit sich zu finanzieren, ohne auf Eigenkapital zu verzichten oder die Last nicht flexibler Schulden auf sich zu nehmen.
Revenue-Based Financing (RBF) ist eine attraktive Methode der Kapitalbeschaffung. Es ermöglicht Unternehmen erforderliches Kapital zu beschaffen, ohne den Eigenkapitalanteil zu reduzieren oder einen Teil des Vermögens als Sicherheit zu stellen.
Im Rahmen der umsatzbasierten Finanzierung erhält das Unternehmen Kapital im Austausch für einen bestimmten Prozentsatz des laufenden Umsatzes des Unternehmens. Diese Raten bleiben bestehen, bis der vollständige Betrag plus einer vereinbarten Gewinnmarge zurückgezahlt wurde. Mit der Rückzahlung des aufgenommenen Kapitals als Prozentsatz des künftigen Umsatzes geht ein hohes Maß an Flexibilität einher. Dies bedeutet, dass das Unternehmen bei Absatzschwierigkeiten mehr Zeit für die Rückzahlung hat und bei positiver Umsatzentwicklung die Verbindlichkeiten auch schneller zurückzahlen kann. Diese Art der Finanzierung eignet sich insbesondere für Unternehmen, die bereits einen stabilen Umsatz, aber Schwierigkeiten bei der traditionellen Finanzierung haben, da sie keine ausreichende Sicherheit oder Rentabilität aufweisen.
Während Kapitalgeber umsatzbasierter Finanzierungsformen regelmäßig die Erzielung von Einnahmen voraussetzen, muss das Unternehmen nicht unbedingt profitabel sein. Unternehmen mit wiederkehrenden Umsätzen und einer Erfolgsbilanz eignen sich besonders gut, insbesondere B2B-Software-as-a-Service (SaaS) und E-Commerce Unternehmen.
Mit der Abhängigkeit des Rückzahlungsanspruch vom Unternehmensumsatz bieten umsatzbasierte Finanzierungsformen eine erhöhte Flexibilität, mit der allerdings auch höhere Kosten einhergehen.
Ein weiterer Nachteil besteht in der Kontinuität der Cashflows: Durch die bereits erwähnte Abhängigkeit des Rückzahlungsanspruchs von den Unternehmensumsätzen kann es bei schwankenden Umsätzen zu Unterbrechungen des Cashflows kommen.
Eigentumsrechte: Im Gegensatz zu klassischen Eigenkapitalfinanzierungen verleiht die umsatzbasierte Finanzierung keine Eigentumsrechte an dem Unternehmen. Auch die bei Fremdkapitalfinanzierungen übliche Last nicht flexibler Schuldenbedingungen entfällt im Rahmen einer umsatzbasierten Finanzierung.
Risiko: Aus Sicht eines Investors steht die Risikobeurteilung einer umsatzbasierten Finanzierung zwischen der Eigenkapital- und Fremdkapitalfinanzierung. Eigenkapitalfinanzierungen sind regelmäßig als risikoreich zu bewerten, da der Investor Eigentümer des Unternehmens wird, das unternehmerische Risiko trägt und folglich am Erfolg und Misserfolg des Unternehmens beteiligt ist. Umsatzbasierte Finanzierungen können für den Investor weniger riskant sein, da sie direkt an den Umsatz des Unternehmens gebunden sind und somit eine gewisse Sicherheit bieten. Im Vergleich zu den vorgenannten Finanzierungsformen ist das Risiko bei Fremdkapitalfinanzierung am geringsten, da das Unternehmen eine feste Rückzahlung leisten muss. Andererseits ist gerade hierbei das Risiko für das Unternehmen am höchsten, da diesem dadurch die Last unflexibler Schulden auferlegt wird.
Unternehmensbeteiligungen: Anders als bei Eigenkapitalfinanzierungen, bei denen der Investor Eigentumsrechte am Unternehmen erwirbt, bieten umsatzbasierte Finanzierungen und Fremdkapitalfinanzierungen keine Stimmberechtigung bei Unternehmensentscheidungen.
Rückzahlung: Durch die unmittelbare Beteiligung an dem Erfolg des Unternehmens entfällt im Rahmen von Eigenkapitalfinanzierungen der Rückzahlungsanspruch. Während bei Fremdkapitalfinanzierungen eine fest definierte Rückzahlung erfolgt, richtet sich der Rückzahlungsanspruch einer umsatzbasierten Finanzierungsform an den Umsätzen des Unternehmens.
Im Rahmen von Fusionen und Übernahmen müssen die beteiligten Unternehmen häufig schnell große Summen an Kapital bereitstellen, um die Transaktion abzuschließen. So hat die umsatzbasierte Finanzierung auch im Zusammenhang mit M&A Transaktionen in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Sie ist eine flexible Kapitalquelle und stellt eine Alternative zu konventionellen Finanzierungsformen dar, da sie schnell und ohne lange Verfahren bereitgestellt werden kann. Die umsatzbasierte Finanzierung ermöglicht den Abschluss der Transaktion, ohne die Aufnahme unflexibler Schulden oder auf Eigenkapital des Zielunternehmens verzichten zu müssen. Zudem kann der Käufer das aufgenommene Kapital in Abhängigkeit der Umsatzentwicklung des Zielunternehmens zurückzahlen. Diese Finanzierungsform beruht dann auf der Vereinbarung, dass die finanzierende Partei einen Teil des Umsatzes des gekauften Unternehmens als Rückzahlung erhält. So kann die Rückzahlung an die tatsächlichen finanziellen Möglichkeiten des Zielunternehmens angepasst werden, was für die kaufende Partei ein hohes Maß an Flexibilität bietet.
Zusammenfassend ist die umsatzbasierte Finanzierung eine flexible und bilanzschonende Alternative der Kapitalbeschaffung für junge und wachsende KMUs: Diese geht allerdings mit höheren Kosten und fehlender Garantie für kontinuierliche Cashflows einher. Insbesondere im Zusammenhang mit einer M&A Transaktion stellen umsatzbasierte Finanzierungen ein wesentliches Instrument dar, das es dem Käufer ermöglicht, die Rückzahlung flexibel an der Leistung des Zielunternehmens auszurichten und gleichzeitig die Kontrolle über das Zielunternehmen zu behalten. Letztlich hängt die Entscheidung für eine bestimmte Finanzierungsform jedoch von den spezifischen Bedürfnissen und Zielen der Parteien ab.
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