08. September 2023

Öffentliche Fördermittel beim Unternehmenskauf

Die meisten Personen, welche sich durch eine Unternehmensnachfolge selbständig machen möchten, stehen vor derselben Frage: Wie finanziere ich den Kaufpreis?

Vor allem in Zeiten hoher Inflation und der sinkenden Risikobereitschaft von Banken wird es zunehmend schwieriger, einen Kredit für die Finanzierung eines Unternehmens von einer Bank zu erhalten. Zudem können und möchten die meisten Unternehmensnachfolge-Kandidaten den Kaufpreis nicht komplett aus der eigenen Tasche bezahlen.

Für diesen Fall gibt es eine Reihe an Möglichkeiten, öffentliche Fördermittel zu beantragen, die bei dem Kauf von Unternehmen zugesagt werden können. Dabei kann es sich um eine familieninterne Unternehmensnachfolge, eine Unternehmensnachfolge aus dem Angestelltenverhältnis (MBO) oder eine externe Unternehmensnachfolge (MBI) handeln.

Möglichkeiten öffentlicher Förderungen beim Unternehmenskauf

Öffentliche Fördermittel können grundsätzlich auf EU-, Bundes- und Landesebene beantragt werden. Nachfolgend werden die bestehenden Möglichkeiten zur Beantragung öffentlicher Fördermittel dargestellt. Außerdem werden die Inhalte dieser Förderungen erläutert. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf den Fördermitteln der Bundes- und Landesebene.

Bei den Fördermitteln handelt es sich meist um zinsgünstige Darlehen oder stille/offene Beteiligungen. Es gibt sowohl für Unternehmen unterschiedlicher Branchen als auch innerhalb der Bundesländer verschiedene Möglichkeiten zur Förderung. So gibt es beispielsweise spezielle Förderungen vieler Länder, für die Gründung oder Übernahme von „Meisterbetrieben“ im Handwerk. Die Förderungen unterscheiden sich im Wesentlichen in den folgenden Punkten: Antragsberechtigung und Voraussetzungen, Art und Höhe der Förderungen, Konditionen der Förderung sowie Antragsverfahren.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, über die Bürgschaftsbanken der Länder unter bestimmten Voraussetzungen an eine Bürgschaft für Kredite zu gelangen, wenn die eigenen finanziellen Sicherheiten nicht ausreichen.

Die Förderungen, welche sich auch explizit auf die Unternehmensnachfolge bzw. den Kauf eines Unternehmens beziehen, sind auf Bundesebene die der KfW sowie auf Landesebene die der jeweiligen Investitions- oder Förderbanken der Länder.

Antragsberechtigung und Voraussetzungen

Generell gilt, dass öffentliche Förderungen von jeder Person beantragt werden können, die ein Unternehmen kaufen möchte. Es gibt allerdings einige Restriktionen in Bezug auf das zu akquirierende Unternehmen. So darf dieses bei den KfW-Programmen beispielsweise keine kontroversen Waffen, ungebundenes Asbest oder radioaktives Material (ausgenommen bei medizinischen Produkten) herstellen oder mit diesen handeln.

Zudem gibt es für die KfW-Programme einige Sektoren, bei denen die Förderung mit besonderen qualitativen Bedingungen verknüpft ist. Weitere Informationen hierzu sind auf der KfW-Internetseite ersichtlich (https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Unternehmen/Gr%C3%BCnden-Nachfolgen/).   

Bei den öffentlichen Förderungen auf Landesebene wird zudem vorausgesetzt, dass der Sitz oder die Betriebsstätte in dem jeweiligen Bundesland verortet ist. Zusätzlich können auch hier Restriktionen bezüglich der Unternehmensart auftreten.

Art und Höhe der Förderungen

Im Allgemeinen ist mit den KfW-Förderprogrammen eine Förderung von bis zu 25 Mio. EUR möglich. Die gängigsten Förderungen dabei sind Darlehen sowie Beteiligungen. Die Höhe und Laufzeit der Beteiligungen richten sich dabei jedoch nach der Art der Beteiligung (still oder offen). Für die meisten Unternehmensnachfolger kommt allerdings eher die Förderung in Darlehensform in Frage, daher wird im Folgenden dieser Fall konkret dargestellt.

Die Wahl des Förderprogramms richtet sich nach der Kaufpreishöhe der Transaktion. Zudem sind bei der Wahl des richtigen Programms einige Unternehmenskennzahlen wichtig, wie beispielsweise die Mitarbeiteranzahl des Unternehmens, der erzielte Jahresumsatz oder die Bilanzsumme.

Konditionen der Förderung

Die Konditionen der KfW-Förderung hängen von einigen Voraussetzungen ab. Entscheidend dabei ist die Bonität des Antragstellers, wonach sich mitunter der Zinssatz für das Darlehen ergibt. Die Höhe des Zinssatzes kann positiv beeinflusst werden, beispielsweise durch Sicherheiten in hoher Güte oder die Hinzunahme von Eigenkapital. Somit ist es zwar nicht notwendig, Eigenkapital in die Akquisition mit einzubringen, jedoch wird es explizit empfohlen, um die Bonität zu steigern. Es werden bankübliche Sicherheiten vorausgesetzt und bei Krediten mit Haftungsfreistellung mindestens das Investitionsgut als Sicherheit herangezogen.

Die Zinssätze der Länder-Förderungen orientieren sich entweder am aktuellen Kapitalmarktzinssatz (bonitätsunabhängig) oder setzen sich aus kundenindividuellen Zinssätzen zusammen (bonitätsabhängig). Außerdem gibt es – anders als bei den KfW-Förderungen – Förderprogramme, welche zwingend Eigenkapital voraussetzen.

Antragsverfahren

Der Antrag zur KfW-Förderung wird nicht bei der KfW selbst, sondern bei der Hausbank des Antragstellers gestellt. Dies kann eine Geschäftsbank, Sparkasse oder Genossenschaftsbank sein. Auf der Internetseite der KfW kann dieser Antrag vorbereitet werden – dies erspart Zeit bei der Bank. Bei Förderungen auf Landesebene muss der Antrag zum Teil ebenfalls bei der Hausbank gestellt werden oder aber direkt bei der jeweiligen Förderbank des Landes.

Fazit

Eine staatliche Förderung bei der Unternehmensnachfolge ist eine gute Ergänzung bei der Kaufpreisfinanzierung und kann grundsätzlich von jedem beantragt werden – auch ohne Eigenkapital. Die Gewährung der Förderung kann allerdings von dem Finanzierungspartner abgelehnt werden, wenn beispielsweise keine ausreichende Bonität vorliegt. Für die Frage, welche Förderung für Sie in Frage kommt, sollten Sie im Vorfeld auf die staatlich geförderte Nachfolgeberatung für Personen, welche ein Unternehmen übernehmen möchten, zurückgreifen. Hierbei können die verschiedenen Förderungsmöglichkeiten und deren Voraussetzungen geprüft werden. Diese Beratung wird mit bis zu 70% bezuschusst und stellt somit eine gute Möglichkeit dar, sich fundiert zu informieren und schnell zur Umsetzung des Finanzierungsvorhabens zu gelangen. Den besten Ersteindruck, welches Förderprogramm zu Ihnen passt, können Sie sich auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz in der „Förderdatenbank“ holen: www.foerderdatenbank.de/FDB/DE/Foerderorganisation/foerderorganisationen.html.

 

    • Severin Lutz in einem Beratungsgespräch
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