Von Georg Wässa   09. September 2022

M&A-Branchenreport: Kälte-, Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik

In unserem Branchenreport bieten wir Ihnen eine Übersicht über die aktuelle Entwicklung, Trends und M&A-Aktivitäten in der Branche.

1. Marktentwicklung des Kälte- und Klima-Sektors

Der Markt hat sich im letzten Jahrzehnt positiv entwickelt, trotzt gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen und erweist sich als eine der Konstanten in der deutschen Wirtschaft. Im Jahr 2019 konnte die gesamte Branche einen Umsatz von rund 12 Mrd. EUR erwirtschaften.

Der Bedarf an Klimageräten steigt im gewerblichen und privaten Bereich. In Deutschland hat sich die Branche im Jahr 2020 außerdem über die Wachstumszahlen gefreut: Es wurden 15,6% mehr Klima-geräte als im Vorjahr verkauft, was etwa 225.000 Geräten ent-spricht.

2. Trends in der Branche: Die Nachfrage steigt

Die Nachfrage nach Klimaanlagen ist deutlich gestiegen. Dies liegt mitunter an einem gestiegenen Komfortbedürfnis der Menschen. In diesem Zusammenhang kann auch zukünftig mit nachhaltigem Umsatzwachstum in der Branche gerechnet werden.

Der Klimawandel ist ein weiterer Haupttreiber für die hohe Nachfrage. Seit den 1990er-Jahren sind die Sommer in Deutschland signifikant wärmer geworden. Die Temperatur der heißesten Sommer vor 1990 entspricht heute den Durchschnittstemperaturen. Auch deshalb prophezeit das Freiburger Öko-Institut e.V. in einer Studie aus dem Jahr 2019, dass die Zahl der Haushalte mit Klimaanlage in Deutschland von 3% im Jahr 2015 auf 25% im Jahr 2050 steigen wird.

Ein anderer nicht zu vernachlässigender Faktor ist die steigende Beliebtheit von Tiefkühlkost. Im letzten Jahrzehnt ist der Umsatz von Tiefkühlkost um bis zu 10% jährlich gewachsen und dementsprechend wurde mehr Kühlung für diese benötigt. Hinzu kommen Dienstleistungen, die noch lange nach der Anschaffung der Kühlgeräte Umsatz generieren. Hierzu zählen die Reinigung, Reparatur, die Wartung und der Umbau von Anlagen. Dies ermöglicht gleichzeitig eine Planbarkeit der Umsätze.

Dabei ist die Regulierung der (Raum-)Temperatur nicht nur für Lebensmittelbranche, sondern auch in anderen Bereichen, wie in Büroräumen, immer wesentlicher. Auch die Anforderungen an energetische und feste Gebäudehüllen sind ausschlaggebend für den zunehmenden Einsatz von Klimatechnik.

Als Wachstumstreiber der steigenden Nachfrage nach Kälte- und Klimatechnik ist hier die thermische Sanierung zur Modernisierung und Minimierung des Energieverbrauchs zu nennen, die besonders in Deutschland an Bedeutung gewonnen hat. So umfasst das Förderprogramm der Bundesregierung für Kälte- und Klimaanlagen den Bau und Einsatz von neuer Technologie im Bereich der gewerblichen Anlagen und soll damit zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Reduktion der Treibhausgase beitragen.

Ein weiterer Faktor ist die F-Gas Verordnung, welche eine schrittweise Beschränkung der am Markt verfügbaren Mengen an HFKW-Kältemittel vorschreibt. Die vorgeschriebenen Dichtheitsprüfungen bei bestehenden Anlagen mit umweltschädlichen Kältemitteln treiben die Serviceumsätze der Branche. Es ist außerdem davon auszugehen, dass die Verfügbarkeit von populären Kältemitteln wie R410a und R134a, welche immerhin noch in 90% der Systeme eingesetzt werden, in Zukunft sinken wird. Mit der reduzierten Verfügbarkeit gehen steigende Preise, höhere Betriebskosten und Unsicherheit hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung mit dem Betrieb der Geräte einher. Auf kurz oder lang muss ein Großteil der Anlagen ausgetauscht oder modernisiert werden. Alternativen lassen sich in Anlagen mit natürlichen Kältemitteln wie CO² oder Ammoniak finden.

Ein Wermutstropfen bleibt jedoch: Klimaanlagen kühlen das Zimmer, aber erwärmen die Welt. Experten gehen davon aus, dass allein Klimaanlagen in Wohnräumen die Erde bis ins Jahr 2100 um ein halbes Grad Celsius erwärmen werden. Denn Klimaanlagen brauchen Strom und je nachdem, wie dieser Strom produziert wurde, setzt seine Produktion mehr oder weniger CO² frei. Diese Tatsache sorgt vor allem in Verbindung mit der Energiewende weiterhin für großen Anpassungsbedarf in der Branche. Insbesondere bleibt abzuwarten, inwieweit die infolge von Inflation und Ukraine-Krise gestiegenen Kosten für Energie die mitunter stromintensive Nutzung von Klimageräten beeinflussen wird. Es ist zu erwarten, dass verstärkt energiesparende Geräte gekauft werden.

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3. Marktteilnehmer und Umsatzverteilung

Rund 50% der Unternehmen in der Branche gaben für das Jahr 2020 an, einen Umsatz bis 2 Mio. EUR erwirtschaftet zu haben. Der Umsatz von 40% der Unternehmen lag bei über 2 Mio. EUR.

Die Branche ist weiterhin stark frag-mentiert und zeichnet sich durch eine Vielzahl kleinerer Anbieter aus. Auffällig ist, dass die Anzahl aktiver Unternehmen, die das komplette Leistungs-spektrum abbilden können, verhältnis-mäßig gering ist.

  • Quelle: https://www.diekaelte.de/kurz-aktuell/vdkf-kaelte-klima-konjunkturumfrage-2021-0

    Gleichzeitig machen der Branche der Mangel an Kälteanlagenbauern und weiteren Fach-kräften zu schaffen, wobei der zukünftige Personalbedarf selbst durch Ausbildungsaktivitäten kaum zu decken ist. Eine natürliche Folge sind Konsolidierungstendenzen, um im Verbund einer Unternehmensgruppe seine Kompetenzen zu bündeln und als chancenreicher, attraktiver Arbeitgeber mit Perspektive wahrgenommen zu werden.

4. M&A-Aktivitäten in der Branche

Betriebe aus dem Bereich der Kälte-/ Klimatechnik sind auch aufgrund der Wachstumsprognosen für Investoren zur Übernahme sehr interessant. Entsprechend gut ist der Zeitpunkt für eine externe Unternehmensnachfolge, auch weil wie bereits beschrieben eine Konsolidierung im Markt zu beobachten ist. Sowohl größere Familienbetriebe als auch Handwerksgruppen und Finanzinvestoren haben innerhalb der letzten Jahre mit steigender Tendenz Unternehmen aus dieser Branche übernommen. Hinzu kommen Anlagenbauer, die sich entlang der Werkschöpfungskette bei Installation und Wartung erweitern möchten.

Diese Käufergruppen sind weiterhin auf der Suche nach Betrieben, um ihre Plattformen weiter auszubauen. Die investorenseitige Nachfrage nach Kälte- und Klimatechnik Betrieben und damit auch die Anzahl an Transaktionen steigt stetig. So gab es noch im Jahr 2019 nur wenige Transaktionen im Bereich Kälte- und Klimatechnik. 2020 konnte ein sprunghafter Anstieg der Transaktionen in der Branche beobachtet werden. Seitdem bleibt die Anzahl abgeschlossener Transaktionen auf konstant hohem Niveau. Ein Ende dieser Entwicklung ist aktuell nicht absehbar.

Neben den positiven Zukunftsaussichten innerhalb der Branche und der allgegenwärtigen Nachfolgeproblematik im deutschen Mittelstand gibt es weitere Gründe wie die momentane Situation an den Finanzmärkten, durch die seitens der Investoren ein verstärktes Interesse an krisenfesten und zukunftsträchtigen Geschäftsmodellen zu verzeichnen ist. Die Unternehmensgruppen und Investoren konkurrieren um gut aufgestellte Betriebe und treiben somit auch die durchschnittlichen Verkaufserlöse in die Höhe.

5. Worauf Investoren beim Unternehmenskauf achten

Kälte- und Klimatechnik Betriebe sind meist regional verankert und können aufgrund von Kundenstamm und Mitarbeitern nur schwer den Standort wechseln. Daher ist es für den Verkäufer wichtig, dem Käufer die Attraktivität des Standorts klar zu vermitteln. Ein dichtes Kundennetz mit schlanken Betriebsabläufen ist für potenzielle Käufer besonders interessant, um die Personalkosten und den Verwaltungsaufwand gering zu halten.

Handwerksbetriebe aus dem Bereich Klimatechnik arbeiten in der Regel mit fertigen Industrieprodukten. Das bedeutet, dass die Lieferantenverträge und die Geschäftsbeziehungen zu Großhändlern oder Herstellern einen besonderen Stellenwert haben. Der Verkäufer sollte daher ein großes Augenmerk auf die Verträge und Vereinbarungen legen, um dem Käufer die Beschaffung der notwendigen Produkte langfristig und möglichst kostengünstig zu garantieren. Außerdem wird der Käufer auf eine angemessene Ausstattung und funktionsfähige Werkzeuge achten, um hohe Investitionsausgaben zu vermeiden.

Für einen hohen Verkaufserlös lohnt es sich, Investitionen zu tätigen und in die EDV-Ausstattung des Unternehmens zu investieren. Eine gute IT-Infrastruktur und moderne Systeme verbessern den Gesamteindruck merklich, was sich wiederum in einer höheren Unternehmensbewertung widerspiegelt. Dabei hilft es besonders, auf die folgenden Punkte zu achten:

  • Prozesse umfassend digitalisieren und implementieren
  • Regelmäßige Updates durchführen
  • Betreuung der Softwareanwendungen durch externe Anbieter ermöglichen

Umfassende Digitalisierung bedeutet, dass die Mitarbeiter und Monteure im Außendienst technisch so ausgestattet sind, dass sie Berichte und Protokolle digital erfassen können. Das ermöglicht dem Innendienst die Prozesse schlank und transparent abzuwickeln.

Ein weiterer kritischer Faktor: Wer in Deutschland ein Unternehmen für Klimatechnik führen möchte, muss einen Meisterbrief als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik vorlegen. Alternativ dazu kann die Meisterprüfung zum Mechatroniker für Kältetechnik abgeschlossen werden. Das bedeutet für den Unternehmenskauf im Bereich Klimatechnik, dass eine Übernahme ohne Meisterbrief nur dann möglich ist, wenn die Verantwortung im Unternehmen auf einen Mitarbeiter mit Meisterbrief übertragen werden kann. Dementsprechend ist ein Betrieb mit einem Mitarbeiter mit Meisterprüfung für Käufer vor allem besonders attraktiv, falls der Kaufinteressent nicht über einen eigenen Meisterbrief verfügt.

Den Käufern ist in vielen Fällen auch eine längere Übergabephase durch die Altgesellschafter beziehungsweise eine gut funktionierende zweite Führungsebene wichtig. Das liegt auch daran, dass die Mitarbeiter mit dem Einbau der Anlagen oftmals die entscheidende Rolle bei der Erbringung der Dienstleistung spielen und dementsprechend der langfristigen Verfügbarkeit von ausreichend qualifiziertem Personal eine weitere tragende Rolle bei der Kaufentscheidung zukommt.

Fazit: Hohes Investoreninteresse an Betrieben im Bereich Kälte- und Klimatechnik

Fachbetriebe aus dem Bereich der Kälte-/Klimatechnik sind aufgrund der Wachstumsprognosen für den gesamten Markt sowohl bei den Endkunden als auch bei Investoren sehr gefragt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Wichtig ist für die Branche aber vor allem, dass die Großzahl der Faktoren für die steigende Nachfrage auf absehbare Zeit anhalten oder sich sogar noch verstärken werden. Entsprechend gut ist der Zeitpunkt für eine externe Unternehmensnachfolge.

    • Porträt von Georg Wässa
  • Über den Autor

    Georg Wässa

    Georg Wässa hat über zehn Jahre Erfahrung in den Bereichen M&A, Banking und Immobilienwirtschaft. Seine berufliche Laufbahn führte ihn neben der Tätigkeit bei Banken und Fondsgesellschaften unter anderem auch nach Zürich zum Schweizer Marktführer für Unternehmensnachfolge im Mittelstand.

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