Von Franz Fitkau   04. November 2024

M&A-Branchenreport: Der Markt für Wasser, Rohrleitungs-, Brunnen- und Kläranlagenbau

1. Marktanalyse zum Thema Wasser, Rohrleitungs-, Brunnen- und Kläranlagenbau

In den Jahren 2019 bis 2022 profitierte die Branche von einer hohen Bauintensität, allerdings haben sich infolge der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank die Bau- und Immobilienfinanzierungen verteuert, was die Bautätigkeit und damit die Nachfrage nach Branchendienstleistungen dämpft.

Naturkatastrophen machen die Notwendigkeit einer verbesserten Wasserinfrastruktur deutlich und steigern die Nachfrage nach Wasserbauleistungen, insbesondere für Dämme, Deiche und Hochwasserschutzmaßnahmen. Gleichzeitig nimmt durch die Energiewende die Nachfrage nach effizienteren Wärmeversorgungssystemen zu, was den Bedarf an widerstandsfähigen und komplexen Rohrleitungssystemen erhöht. Der Brunnenbau könnte von dieser Entwicklung ebenfalls profitieren.

Im externen Umfeld sind die Infrastrukturausgaben ein entscheidender Faktor für die Auftragslage, da höhere Ausgaben in der Regel zu einem wachsenden Auftragsvolumen und steigenden Umsätzen führen. Auch die Häufigkeit von Extremwetterereignissen beeinflusst die Branche positiv, da durch Schäden an Wasserbauten ein erhöhter Reparatur- und Sanierungsbedarf entsteht. Zudem spiegeln die Umsätze in der Abwasserentsorgung die Nachfrage nach Branchendienstleistungen wider, da Unternehmen der Branche für die Instandhaltung von Abwasserleitungsnetzen und Kläranlagen verantwortlich sind. Ein wachsender Wohnungsbestand in Deutschland wirkt ebenfalls positiv auf die Branche, da neu gebaute Wohnungen an die Versorgungsnetze angeschlossen werden müssen, was entsprechende Investitionen erfordert.


 

2. Umsatz deutscher Wasser- und Rohrleitungstiefbau, Brunnenbau und Kläranlagenbau 2012 bis 2030 in Mio. EUR

    • Im Jahr 2023 wurde in der deutschen Wasser- und Tief-baubranche 13,09 Milliarden Euro erwirtschaftet.
       
    • Der Markt wuchs, bis auf den Zeitraum der Coronapandemie, jedes Jahr mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 2,28%.

  •  

3. Umsatzverteilung im Wasser- und Rohrleitungstiefbau, Brunnenbau und Kläranlagenbau 2024 in Mrd. EUR

    • Ein Drittel der Umsätze im Wasser- und Rohrleitungs-tiefbau, Brunnenbau und Klaranlagenbau machten Abwasserleitungen und Kläranlagen mit 4,8 Mrd. EUR aus
       
    • Zusammen mit Trinkwasser- und Gasleitungen waren es mehr als drei Viertel der Umsätze.

  •  

4. Anzahle der Betriebe und der Beschäftigten von 2012 bis 2030

    • 2023 verteilten sich die rund 66.000 Menschen, die  im Wasser- und Rohrleitungs-tiefbau, Brunnenbau und Kläranlagenbau arbeiten auf 3214 Betriebe.
    • Nach einem Rückgang in den Betrieben 2018 erlebte die Branche 2020 ein rasantes Wachstum mit 166 Neu-eröffnungen und über 2.000 neue Beschäftigten

Verteilung der Wasser- und Tiefbaubetriebe in Deutschland

    • Im Vergleich zu anderen Bereichen hat sich der Wirtschaftsbereich Haus- und Gebäudetechnik im dritten Jahr in Folge deutlich besser entwickelt
       
    • Der Inlandsumsatz von 61,3 Mrd. EUR im Bereich Haus- und Gebäudetechnik im Jahr 2022 entsprach 19,9% der Hochbauinvestitionen
       
    • Die Haus- und Gebäudetechnik-Branche gewinnt damit immer mehr an Bedeutung

Markttreiber und Wachstumsfaktoren


  •  

5. EBIT-Multiples von KMUs 2024

    • Die Wasser- und Tiefbau-branche, welche unter Bau und Handwerk fällt, zeigt 2024 eine attraktive Bewertungsspanne.
       
    • Der Minimum-Multiple liegt bei 4,5, während der Maximum-Multiple bei 8,5 liegt. Der Durchschnitt (Ø) beträgt 6,5, was im Vergleich zu anderen Branchen einen soliden Mittelwert darstellt.
       
    • Zudem ist der Trend positiv (↑), was auf eine wachsende Nachfrage und stabile Marktbedingungen hinweist.

     


  •  

6. M&A-Transaktionen in Deutschland von 2010 bis 2024

    • Quelle: Majunke, eigene Darstellung
    • Nach globalen wirtschaftlichen Expansionen 2016 stiegen auch die Transaktionsvolumen in Deutschland bis 2019 weiter an
    • Trotz dem Rückgang nach der COVID-19 Pandemie, stieg der Wert der Transaktionen 2024 weiter an. Dies bedeutet, dass weniger Unternehmen zu einem besseren Preis verkauft werden als im Vorjahr

     


  •  

7. Häufigste Verkaufsgründe

  • 1. Nachfolgeregelung: Alters- oder gesundheitlich bedingter Rückzug; Nachfolger entweder familienintern oder extern; Nachfolge oft außerhalb der Familie.

    2. Geschäftsfeldwechsel: Interesse des Unternehmers an neuen Herausforderungen; Verkauf nach Erreichen einer stabilen Lage; oft Seriengründer betroffen.

    3. Gesellschafterkonflikte: Differenzen zwischen Gesellschaftern; Verkauf als Lösung bei fehlendem Kompromiss, um das Unternehmen zu schützen.

    4. Unternehmenskrise: Verkauf oder Aufnahme von Investoren als Reaktion auf wirtschaftliche Krisen und Liquiditätsprobleme.

    5. Strategische Neuausrichtung: Fokussierung auf Kernkompetenzen oder Zukauf strategisch relevanter Unternehmen, was zu Verkäufen führen kann.

    • Porträt von Franz Fitkau
  • Über den Autor

    Franz Fitkau

    Franz Fitkau hat während und nach seinem Studium mehrere Jahre in der Geschäftsleitung eines mittelständischen Unternehmens gearbeitet. Ebenso arbeitete er während des Studiums in einem Start-up, bei dem er die erste Gründungs- und Entwicklungsphase des Unternehmens aktiv mitgestaltete. Er hat dabei umfassende Erfahrung in der Führung und Verwaltung von kleinen und mittleren Unternehmen unterschiedlicher Branchen gesammelt.

     

    mehr über Franz Fitkau

Newsletter