Von COVENDIT   02. November 2022

M&A-Branchenreport: Der Markt für Caravaning und Reisemobile

In unserem Branchenreport bieten wir Ihnen eine Übersicht über die aktuelle Entwicklung, Trends und M&A-Aktivitäten in der Branche.

1. Der Freizeitfahrzeuge-Markt boomt

Die deutsche Freizeitfahrzeug-Industrie schreibt Rekordzahlen. Mit so vielen Neuzulassungen wie noch nie zuvor blickt die Branche optimistisch in die Zukunft. Individueller und flexibler Urlaub und somit auch Camping und Wohnwagen werden immer beliebter.

Die Umsatzzahlen gehen weiter nach oben

Die Branche setzte in Deutschland im vergangenen Jahr 13,96 Milliarden Euro um. Trotz stockender Lieferketten, der weltweiten Rohstoffkrise und der daraus resultierenden Preissteigerungen wuchs der Umsatz um 12,1 Prozent gegenüber 2020. Die Branche erzielte damit bereits das achte Jahr in Folge ein neues Rekordergebnis. In dieser Zeit haben sich die Erlöse nahezu verdreifacht.

Produktion mit hohem Tempo

Die Nachfrage nach Reisemobilen und Caravans aus deutscher Produktion war auch im Jahr 2021 ungebrochen. Trotz zunehmender Probleme bei den Lieferketten und Rohstoffknappheit, konnten die deutschen Hersteller ihre Produktion im vergangenen Jahr deutlich erhöhen. Das sind 12,8 Prozent mehr als 2020 und der höchste Wert in der Geschichte der deutschen Caravaning-Industrie.

Die Nachfrage hat während der Corona-Pandemie stark zugenommen, da man mit einem Reisemobil oder Caravan individuell, autark und damit kontaktarm verreisen kann. Dies ist allerdings eher die Fortsetzung eines bestehenden Trends, basierend auf einem zunehmenden Bedürfnis der Menschen an Individualität, dem demografischen Wandel und einem generellen Imagegewinn des Caravan- und Reisemobilurlaubs. Ein knappes Drittel der Neuzulassungen geht auf „Neulinge“ zurück, die vorher kein Wohnmobil oder Ähnliches besessen haben.

2021 wurden erneut über 100.000 Freizeitfahrzeuge neu zugelassen. Es ist erst das zweite Mal nach dem Rekordjahr 2020, dass diese Marke übertroffen wurde. In den vergangenen zwölf Monaten wurden in der Bundesrepublik 106.138 Freizeitfahrzeuge neu zugelassen (Stand Januar 2022). Das entspricht einem Minus von 1 Prozent im Vergleich zum Rekordwert für 2020. Dass nicht noch mehr Fahrzeuge neu zugelassen wurden, ist unter anderem durch stockende Lieferketten begründet. Es fehlt an Halbleiterkomponenten und wichtigen Rohstoffen wie Stahl, Holz, Kunststoff und Klebstoff, was zu Verzögerungen in der Fertigung und Auslieferung von Fahrzeugen führt.

Im Vergleich zu den Reisemobilen machten sich gerade die Effekte der vorgezogenen Käufe durch die Mehrwertsteuersenkung im Jahr 2020 unabhängig von den stockenden Lieferketten und Rohstoffengpässen bei den Caravans stärker bemerkbar. Die Neuzulassungen sanken 2021 um 15,2 Prozent gegenüber dem starken Vorjahr.

Auch junge Menschen begeistern sich für Caravaning-Urlaub

Immer mehr Deutsche machen gerne einen Caravaning-Urlaub, wie die seit Jahren steigenden Neuzulassungen von Reisemobilen und Caravans zeigen. Wie groß das Potenzial der Urlaubsform auch in den kommenden Jahren ist, hat nun eine neue Studie der GfK gezeigt. Dem größten deutschen Marktforschungsinstitut zufolge können sich 14,2 Millionen Deutsche über 18 Jahre vorstellen, in den nächsten fünf Jahren einen Caravaning-Urlaub zu unternehmen. Das ist fast ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland. Allein im kommenden Jahr erwägen 5,3 Millionen Deutsche mit Caravan oder Reisemobil in den Urlaub zu fahren.

Besonders Caravaning-affin zeigen sich Millennials. 23 Prozent der Deutschen, die sich in den nächsten fünf Jahren einen Caravaning-Urlaub interessieren, fallen in die Altersgruppe zwischen 25 und 34 Jahren.

Die deutliche Mehrheit der Wohnmobil-Interessierten ist somit jünger als 45 Jahre. Aber auch in der älteren Generation sind mehr und mehr Menschen dabei, das Wohnmobil für sich zu entdecken. Von den Personen mit Affinität zu Caravaning besitzen über zwei Drittel kein eigenes Fahrzeug. Jedoch denkt nahezu die Hälfte von ihnen (42 Prozent) darüber nach, in den kommenden Jahren ein Reisemobil oder einen Caravan zu erwerben. Unter ihnen sind Personen zwischen 23 und 37 Jahren die größte Gruppe (34 Prozent). 4,7 Millionen Deutsche ziehen zudem in Betracht, in den nächsten drei Jahren einen Caravan oder ein Reisemobil zu mieten. Auch hier sind Millennials die stärkste Gruppe (38 Prozent). Interessant ist auch die Betrachtung der verschiedenen Einkommensgruppen. 38 Prozent der Personen, die Caravaning als Urlaubsoption erwägen, verfügen über ein monatliches Haushalts-Netto-Einkommen von über 3.000 Euro. Ein Viertel der Caravaning-affinen Haushalte verdient zwischen 2.000 und 3.000 Euro im Monat.

9,65 Millionen Deutsche besitzen Ausrüstung für das Zelten, Campen oder Outdoor-Aktivitäten. Damit ergibt sich ein großer adressierbarer Markt für weiteres Wachstum. Aber: Je mehr Anbieter auf den boomenden Markt drängen, desto vielfältiger werden die Ideen, die Kunden zu überzeugen und desto schwieriger wird es auch, sich von der Konkurrenz abzuheben.

Beliebtestes Reiseziel: Das Heimatland

Auf Platz 1 der beliebtesten Reiseziele liegt Deutschland. 85 Prozent der Befragten wollen das Heimatland bereisen. Eine große Rolle spielen hier vor allem nahe liegende Ziele für ein verlängertes Wochenende oder ähnliche kleine Ausflüge.

  • Wacklige Lieferketten blockieren weiteres Wachstum

    Großer Wermutstropfen: Es mangelt an Zulieferteilen und Basisfahrzeugen aufgrund der Verknappung von Rohstoffen. Das Unternehmen „Seitz“ (Hersteller von u.a. Fenstern für Wohnmobile und Teil der Dometic-Gruppe) etwa kommt mit der Fensterproduktion nicht mehr hinterher, den Zubehör-Herstellern Dometic und Thetford (Hersteller von Küchen- und Toiletten-Zubehör für Wohnmobile) gehen die Kühlschränke und Toiletten aus, weil das Kunststoff-Granulat fehlt, aus dem die Bauteile gebacken werden. Und Fiat kann die Nachfrage nach dem Erfolgsmodell „Ducato“ nicht bedienen, da auch hier der Halbleitermangel den Fertigungstakt verlangsamt.

Das hat zu erheblichen Verlängerungen der Lieferzeiten geführt. Während Camper noch vor gar nicht langer Zeit drei bis vier Monate auf ihr Traummobil warten mussten, müssen sie sich bei speziellen Modellen aktuell über ein Jahr gedulden. Nur jene Käufer, die „von der Stange“ kaufen, also mit dem Vorlieb nehmen, was die Händler in weiser Voraussicht im Sommer bestellt und nun auf dem Hof stehen haben, können ihre „Rolling Homes“ früher in Besitz nehmen. Auf der anderen Seite kann eine Vielzahl von Mobilen nicht fertiggestellt werden. Bei vielen Herstellern parken Dutzende Modelle auf den Bereitstellungsplätzen – mit zugeklebten Fenstern, weil die Zulieferindustrie eben diese nicht anbieten kann.

Die Branche sieht die hohe Kapitalbindung dennoch halbwegs gelassen. „Wir haben in den Jahren zuvor blendend verdient und so werden wir auch diese Durststrecke ohne nennenswerte Turbulenzen hinter uns lassen“, sagt ein Insider.

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2. Trends und Boom-Faktoren

Hersteller wie Knaus-Tabbert fahren bereits ihre Produktion für die kommenden Jahre signifikant hoch, um die steigende Nachfrage bedienen zu können. Das Unternehmen mit Sitz in Niederbayern strebt eine kumulierte Umsatz-Wachstumsrate von 20 Prozent jährlich (CAGR) bis 2025 an. Neben den oben bereits genannten, gibt es dabei weitere Gründe für den Boom in der Branche:

Nachhaltigkeit ist ein entscheidender Wachstumstreiber

Vor allem ist der Punkt Nachhaltigkeit, der sich im Verzicht auf das Reisen mit Flugzeug oder Schiff äußert, ein Faktor für den Kauf eines Wohnmobils. Das liegt insbesondere daran, dass Studien belegen, dass ein Campingurlaub die ökologischste Möglichkeit ist, zu verreisen. Dies wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass man im Gegensatz zu vielen anderen Urlaubsformen selbst beeinflussen kann, wie umweltschonend man unterwegs ist. Angefangen bei der eigenen Fahrweise über die Wahl des Campingplatzes und die Auswahl an Bad- und Hygieneartikel gibt es etliche Dinge, die man tun kann, um umweltschonend zu reisen, wo man an anderer Stelle keine Möglichkeit zur Einflussnahme hätte.

Homeoffice ist ein weiterer Boom-Faktor

Arbeiten aus dem Homeoffice ist in der Zeit der Pandemie für viele selbstverständlich geworden und wird sich voraussichtlich auch weiter etablieren. Für alle, die ihr Zuhause bevorzugt im Wohnmobil sehen, eröffnen sich künftig ganz neue Möglichkeiten, ortsungebunden zu arbeiten.

Komfortbedürfnis steigt weiter

Zusätzlich kommt neben den Bequemlichkeiten, die die Option Home-Office mit sich bringt, auch ansonsten immer mehr Komfortausstattung an Bord der Mobile. Denn der Wunsch nach mehr Luxus unter den Millionen deutschen Campern wächst weiter.

3. Unternehmen und Marktführer

Herstellerseitig hat sich der Markt die letzten Jahre konsolidiert. Viele ehemals selbständige Anbieter sind aber bis auf wenige kleine Player meist Teil einer großen, bekannten Gruppe geworden. Neben diesen größeren Wohnmobil- und Caravan-Gruppen vertreiben einige Automobilhersteller unter eigenem Namen selbst Wohnmobile, Campervans und Co. Hier sind vor allem VW, Ford und inzwischen auch Mercedes am Markt aktiv.

Verkaufte Mobile nach Hersteller in Deutschland (2019 – 2020)

  • Der Markt wird sowohl in Deutschland als auch weltweit von wenigen Unternehmen wie der Erwin Hymer Group, der Trigano-Gruppe und Knaus Tabbert dominiert. Kleine und mittelständische Unternehmen, die nicht unter dem Schirm einer der großen Gruppen stehen, machen in dieser Branche nicht einmal 5 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

4. M&A: Unternehmen im Caravaning-Bereich sind gefragt Übernahmeziele

Betriebe aus dem Bereich des Caravanings sind auch aufgrund der Wachstumsprognosen für den gesamten Markt sehr gefragt. Entsprechend gut ist der Zeitpunkt für eine externe Nachfolge. Sowohl größere Familienbetriebe als auch Finanzinvestoren haben innerhalb der letzten Jahre immer mehr Unternehmen aus dieser Branche übernommen. Diese Gruppen sind weiter auf der Suche nach neuen Unternehmen, um ihre Plattformen weiter auszubauen. Die investorenseitige Nachfrage nach Caravaning- und Camping-Betrieben steigt weiterhin stetig.

So gab es noch im Jahr 2019 nur wenige Deals im Bereich des Caravanings und der Reisemobile. 2020 konnte ein Anstieg der Transaktionen in der Branche beobachtet werden (mehr als 2x so viele laut der M&A-Datenbank Majunke) und dies auch in qualitativer Hinsicht (siehe Tabelle unten). Seitdem bleibt die Anzahl abgeschlossener Transaktionen konstant auf diesem hohen Niveau. Ein Ende ist nach der aktuellen Entwicklung des Marktes im ersten Halbjahr 2022 nicht abzusehen.

Die positiven Zukunftsaussichten innerhalb der Branche und die allgegenwärtige Nachfolgeproblematik im deutschen Mittelstand befeuert den Markt der Fusionen und Übernahmen weiter. Die Unternehmensgruppen und Investoren konkurrieren um gut aufgestellte Betriebe und treiben somit auch die durchschnittlichen Verkaufserlöse in die Höhe. Wenn sich keine interne Nachfolgelösung finden lässt, ist der aktuelle Zeitpunkt somit hervorragend geeignet, um eine externe Nachfolgelösung anzustreben und einen Betrieb aus der Branche zu verkaufen.

5. Worauf Käufer achten

In Rekordjahren für die Branche werden auch Rekorde von den einzelnen Herstellern und Betrieben erwartet. Falls entgegen der Trends die Zahlen schwächeln, wird seitens der potenziellen Käufer sehr genau analysiert, woran das liegt.

Lieferantenbeziehungen spielen eine besondere Rolle beim Unternehmensverkauf

Betriebe aus dem Bereich Caravaning und Reisemobile arbeiten in der Regel viel mit fertigen Industrieprodukten. Das bedeutet, dass die Lieferantenverträge und die Geschäftsbeziehungen zu Großhändlern und Herstellern einen besonderen Stellenwert haben. Angesichts der anhaltenden Probleme hinsichtlich der Lieferketten, ist auch eine vorausschauende Beschaffungsstrategie zur Reduzierung der Kapitalintensität des Geschäfts zunehmend von Bedeutung. Zur Absicherung der Materialversorgung setzen viele Branchengrößen beispielsweise vermehrt auf eine breitere Lieferantenstruktur. Der Verkäufer sollte daher die Verträge und anderweitigen Vereinbarungen im Blick haben, um dem Käufer die Beschaffung der notwendigen Rohstoffe langfristig und möglichst kostengünstig zu garantieren. Außerdem wird der Käufer auf eine angemessene Ausstattung und funktionsfähige Produktionen und Werkzeuge achten, um hohe Investitionsausgaben zu vermeiden.

Mitarbeiterstruktur erhöht den Unternehmenswert

Den Käufern ist in vielen Fällen auch eine längere Übergabephase durch die Altgesellschafter bzw. eine gut funktionierende zweite Führungsebene wichtig, um einen möglichst reibungslosen Übergang sicherstellen zu können.

Investitionen sollten nicht aufgeschoben werden

Für einen hohen Verkaufserlös lohnt es sich außerdem, Investitionen zu tätigen und das Unternehmen vor allem hinsichtlich der IT besser aufzustellen. Eine gute Ausstattung und moderne Systeme verbessern den Gesamteindruck merklich, was sich wiederum in einer höheren Unternehmensbewertung ausdrückt. Dabei hilft es besonders, auf die folgenden Punkte zu achten:

  • Prozesse sind umfassend digitalisiert und implementiert
  • Regelmäßige Durchführung von Updates
  • Betreuung der Softwareanwendungen durch externe Anbieter ist möglich

6. Fazit: Der Markt bietet für Verkäufer Chancen

 Betriebe aus dem Bereich der Reisemobile sind aufgrund der Wachstumsprognosen für den gesamten Markt, wie dargestellt, sowohl bei den Endkunden als auch bei Investoren aktuell sehr gefragt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Wichtig ist für die Branche aber vor allem, dass die Großzahl der Faktoren für die steigende Nachfrage auf absehbare Zeit anhalten oder sich sogar noch verstärken werden. Entsprechend gut ist der Zeitpunkt für eine externe Nachfolge.

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