Von Georg Wässa   15. September 2017

Finanzierungsquellen und -instrumente beim Unternehmenskauf

Bei jedem Unternehmenskauf kommt irgendwann die Frage auf, wie der Kaufpreis finanziert werden soll. Die einfachste Variante ist die komplette Summe mit Eigenkapital (privatem Vermögen) zu finanzieren. Insbesondere bei höheren Kaufpreissummen ist dies jedoch schwer zu realisieren und in der Regel unrealistisch. Deshalb spielt in den meisten Fällen die Aufnahme von Fremdkapital eine große Rolle beim Unternehmenskauf. Wirtschaftlich ist der Einsatz von Fremdkapital durch die steuerliche Absetzung der Zinskosten zusätzlich attraktiv. Die dritte Finanzierungsvariante ist Mezzanine-Kapital (wie z.B. offene oder stille Beteiligungen), welches Eigenkapital- und Fremdkapitalcharakter zugleich hat, dafür aber höhere Zinsen als normales Fremdkapital mit sich bringt.

  • Die Finanzierung des Kaufpreises stellt beim Unternehmenskauf einer der größten Hürden dar und ist einer der Hauptgründe für gescheiterte Unternehmensübernahmen. Aufgrund des vielfältigen Angebots an Krediten und Finanzierungsmöglichkeiten ist eine rechtzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema dringend erforderlich. Der folgende Text soll einen allgemeinen Überblick zu dem Thema Finanzierung beim Unternehmenskauf geben.

1. Maßnahmen zum erfolgreichen Erhalt von Fördermitteln und Krediten

Wichtige Unterlagen für die Beantragung von Fördermitteln, Krediten und Darlehen

Bevor die Finanzierungsmöglichkeiten bei einem Unternehmenskauf thematisiert werden, sollten die wichtigsten Dokumente zur Beantragung von Fördermitteln, Krediten und Darlehen vorliegen. Der Antragsteller sollte unter anderem eine vollständige Vermögensübersicht bei seiner Bank vorlegen. Weiterhin sollten Jahresabschlüsse, betriebliche Auswertungen, historische Daten und auch soweit vorhanden Kundenverträge des zu übernehmenden Unternehmens mit eingereicht werden. Kurzgesagt, alle Unternehmensinformationen, die dabei helfen, das Unternehmen auf seine Zukunftsträchtigkeit zu analysieren.

Darüber hinaus ist auch der eigene Lebenslauf mit dem beruflichen Werdegang ein wichtiger Aspekt. Er zeigt der Bank auf, inwiefern der potentielle Käufer zu dem Unternehmen passt und ob er bereits in der Vergangenheit erfolgreich ein Unternehmen leiten konnte beziehungsweise die Branche kennt.

Erste Entwürfe des Übernahmevertrages und einhergehender Verträge (wie z.B. Miet- und Leasingverträge) helfen der Bank dabei, einen besseren Überblick über das Investment zu erhalten.

Das Herzstück bei der Beantragung eines Kredites bildet der Businessplan (mit Kennzahlen zur geplanten Rentabilität, Margen und dem Gewinn des Unternehmens). Dieser beinhaltet eine Zusammenfassung der Geschäftsidee und welche Maßnahmen unternommen werden, die das Geschäft vorantreiben. Hier ist nicht nur das eigene unternehmerische Know-how auszuführen, sondern auch angestrebte Preise, Marketingstrategien, ein Kapitalbedarfsplan, ein Finanzierungsplan und der Kundennutzen. Der Finanzierungsplan besteht aus den zwei Hauptposten Eigenkapital und Fremdkapital.

Unter dem Posten Eigenkapital sind folgende Finanzquellen zu verstehen:

  • Eigenes Geld
  • Staatliche Zuschüsse
  • Familien-/ Privatdarlehen
  • Private oder öffentliche Beteiligungen

Der Posten Fremdkapital umfasst:

  • Die verschiedenen Kredite der KFW
  • Darlehen der Landesförderbank
  • Hausbankdarlehen

Darüber hinaus sollte der Businessplan noch eine Beschreibung des Produktes oder der Dienstleistung beinhalten und eine Marktanalyse. Dies kann dabei helfen den jeweiligen Bankmitarbeiter zu überzeugen.

Öffentliches Beratungsangebot

Das öffentliche Beratungsangebot zur Erstellung eines Businessplans ist groß. Zu den bekanntesten Anlaufstellen, die mit Vorlagen, Beratungen oder Coachings Existenzgründer unterstützen, gehören:

  • Industrie- und Handelskammer
  • Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (erreichbar über existenzgruender.de)
  • KFW-Bank (Vorlagen für einen Business- oder Liquiditätsplan)
  • RKW Kompetenzzentrum

Sicherstellung der Finanzierung durch eine Bürgschaft

  • In dem Falle, dass der Unternehmenskäufer nicht genügend Eigenmittel zur Absicherung der Kredite besitzt, kann die landesspezifische Bürgschaftsbank kontaktiert werden. Diese gibt unter bestimmten Bedingungen eine Bürgschaft für bis zu 80% der Kredithöhe bei einem Volumen von maximal 1,25 Mio. Euro. Bei einer Zusicherung wird die Ausfallbürgschaft als vollwertige Sicherheit akzeptiert und macht somit den Weg frei für die Finanzierung. Dafür muss der Unternehmensgründer einen überzeugenden Businessplan mit einem tragfähigen Unternehmenskonzept vorlegen und über seine Hausbank beantragen. Die Bürgschaft kann aber auch ohne eine Hausbank beantragt werden.

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2. Finanzierungsquellen und Finanzierungsinstrumente

  • Die klassischen Finanzierungsquellen für Unternehmensgründer beziehungsweise Existenzgründer lassen sich wie folgt darstellen:

    a. Öffentlich-rechtliche Förderinstitute: Die KFW-Bank auf der Bundesebene, die jeweiligen Förderbanken und Beteiligungsgesellschaften auf Landesebene.
    b. Private Geschäftsbanken und Sparkassen: Die Hausbank des Käufers (das Kreditinstitut, mit welchem die besten Geschäftsbeziehungen bestehen), Geschäftsbanken oder Sparkassen.
    c. Verkäufer des Unternehmens: Der Verkäufer des Unternehmens ist berechtigt, dem Käufer ein Nachrangdarlehen zu gewähren.

    a. Öffentlich-rechtliche Förderinstitute

    Ein potentieller Investor kann sich bei der KFW-Bank beraten lassen. Diese bietet deutschlandweit Förderdarlehen für Unternehmensgründer an und verfügt über ein umfangreiches Portfolio an Darlehen mit unterschiedlicher Kredithöhe.

    Die verschiedenen Produkte sind meistens so aufgebaut, dass die Hausbank einen gewissen Grad an Haftungsfreistellung besitzt und somit nur einen Bruchteil des Ausfallrisikos trägt. Die jeweiligen Kredite bieten eine 50 – 100% Haftungsfreistellung der Hausbank. Auch die Bereitstellung von Eigenmitteln und Sicherheiten sind geringer als bei marktähnlichen Krediten. Einzelne Kreditvarianten können durch Ihre Nachrangigkeit einen Eigenkapitalcharakter besitzen und dabei helfen weitere Kredite zu akquirieren. Insofern die Beantragung weiterer Kredite von Nöten ist, ist es ratsam eine Finanzierungsstrategie zu haben, die die Kombination einzelner KFW-Kredite zulässt. Je höher das Kreditvolumen ist, desto stärker wird auch die Aufwendung von Eigenmitteln oder Sicherheiten gefordert. Bei einem 25 Mio. Euro Gründerkredit (Maximalbetrag) beispielsweise muss mit der Hausbank bestimmt werden, welche Sicherheiten zu hinterlegen sind. Des Weiterem haftet die Hausbank stärker als bei kleineren Kreditvarianten, was eine Ablehnung des Kredites zur Folge hätte.

    Neben der KFW-Bank kann die jeweilige Förderbank des Landes, welche in Hessen beispielsweise die Wirtschafts- und Infrastrukturbank ist (WIBank) und in Baden-Württemberg die L-Bank ist, ein zusätzliches Darlehen bis zu einer Höhe von 2 Mio. Euro bereitstellen. Obwohl bereits bei der KFW ein Kredit bewilligt wurde, kann somit weiteres Kapital zur Schließung einer Finanzierungslücke beantragt werden. Es sollte beachtet werden, dass die Hausbank, über welche das Darlehen beantragt wird, das Ausfallrisiko ihres Kredites trägt. Folglich muss mit der Hausbank frühzeitig über die benötigten Sicherheiten gesprochen werden, damit der Darlehensantrag überhaupt positiv bewertet werden kann (die Beantragung einer Bürgschaft kann dabei ausschlaggebend sein).

    Eine verbesserte Eigenkapitalausstattung hilft die Bonität, Konditionen und das Kreditvolumen eines Investors zu verbessern. Die Länder haben aus diesem Grund Beteiligungsgesellschaften gegründet, die zukunftsträchtige Unternehmensideen und Konzepte unterstützen. In Hessen wären dies zum Beispiel die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften Hessens. Je nachdem, ob eine offene oder stille Beteiligung angestrebt wird, handelt es sich um Eigenkapital oder Mezzanine-Kapital, welches dem Unternehmen zugeführt wird. Je nach Gestaltungsform wird beides bilanziell jedoch als Eigenkapital gewertet werden. Im Rahmen einer Unternehmensübernahme durch einen Management-Buy-Out/Management-Buy-In (MBO/MBI) kann somit Beteiligungskapital durch die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Hessen mbH eine Kapitalzufuhr von 130.000 Euro bis zu 1,5 Mio. Euro realisiert werden.

  • b. Private Geschäftsbanken und Sparkassen

    Private Geschäftsbanken, Sparkassen oder die eigene Hausbank sind nicht nur da, um die Anträge an die Förderinstitute des Bundes und der Länder weiterzuleiten. Sparkassen beispielsweise bilden nach wie vor einen der größten Kreditgeber in der deutschen Wirtschaft. Daher sollten diese bei der Abklärung der Finanzierung des Unternehmenskaufs nicht vergessen werden. Ein Kredit der Hausbank könnte zwar einen höheren Zinssatz haben, jedoch die letzte Möglichkeit einer Finanzierung sein und bei positiver Rückzahlung gute Geschäftsbeziehungen für Folgekredite mit sich führen.

c. Verkäufer des Unternehmens

Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit besteht durch die Gewährung eines Darlehens des Verkäufers an den Käufer. Insofern das nötige Vertrauen in den Käufer besteht, kann dieser ein Verkäuferdarlehen (in Englisch sogenannte Vendor Loans oder Seller Notes) dem Käufer bei der Finanzierung gewähren. Dabei wird ein (kleiner) Teil der Kaufpreisverbindlichkeit in ein Darlehen umgewandelt und über einen bestimmten Zeitraum getilgt. Die Tilgungs- und Zinskonditionen werden individuell ausgehandelt. Durch die flexible Ausgestaltung des Darlehens kann das Verkäuferdarlehen so aufgebaut sein, dass es einen Eigenkapitalcharakter hat und somit dem Käufer bei Kreditverhandlungen weiterhilft oder ganz klassisch den Charakter von Fremdkapital hat.

3. Vor- und Nachteile der einzelnen Finanzierungsformen

4. Fazit

der Angebotserstellung für das Zielunternehmen sollten gleichzeitig die Finanzierungsgespräche mit den Banken beginnen. In dieser Phase erhält der Käufer zumeist die spezifischen Unternehmensdaten und kann darauf aufbauend die Dokumente für die Banken bereitstellen. Die genannten Beratungsstellen können vorab wichtige Informationen liefern, um das Geschäft besser zu bewerten und Vorlagen bereitstellen. Welcher Kredit oder welches Darlehen gewählt werden sollte, hängt dann von den eigenen Präferenzen und verfügbaren Sicherheiten ab. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass frühzeitig mit der Hausbank über die Beantragung einer Bürgschaft gesprochen wird. Diese verbessert die Chancen erheblich eine positive Antwort beim Darlehens- oder Kreditantrag zu erhalten.

    • Porträt von Georg Wässa
  • Über den Autor

    Georg Wässa

    Georg Wässa hat über zehn Jahre Erfahrung in den Bereichen M&A, Banking und Immobilienwirtschaft. Seine berufliche Laufbahn führte ihn neben der Tätigkeit bei Banken und Fondsgesellschaften unter anderem auch nach Zürich zum Schweizer Marktführer für Unternehmensnachfolge im Mittelstand.

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