Von Georg Wässa 07. Juni 2018
Ein besonderer Trend im mittelständischen Segment der M&A-Branche ist der so genannte Management-Buy-In (kurz MBI). Beim MBI wird das Zielunternehmen (auch „Target“) nicht von einem strategischen Investor wie zum Beispiel einem Mitbewerber übernommen, sondern von einem unabhängigen fremden Management.
Im Folgenden wird ein Überblick zu den Besonderheiten des MBI gegeben. Darüber hinaus werden Vor- und Nachteile dieser Transaktionsform aus dem Blickwinkel eines Unternehmensinhabers, der sein Unternehmen verkaufen möchte, beleuchtet.
Der MBI ist ein wichtiger Bestandteil verschiedener Private Equity Strategien von entsprechenden Gesellschaften. Eine dieser Strategien basiert auf der Identifizierung gesunder mittelständischer Unternehmen ohne Nachfolgelösung. Entspricht das Zielunternehmen (Target) den Investitionskriterien, wird meist aus einem Management-Pool ein passender Geschäftsführer gewählt. Dieser übernimmt beim Zielunternehmen die Geschäftsführung und wird an dem Kapital der Gesellschaft beteiligt.
Ein Management-Buy-In kann aber auch durch Privatpersonen erfolgen, die über ausreichend Kapital verfügen und dem Anforderungsprofil des Zielunternehmens entsprechen. Analog zu den Private Equity Strategien suchen Privatpersonen nach gesunden Unternehmen mit ungeklärter Nachfolge. Die Ziele sind dabei eher langfristig Natur und weniger stark wachstumsgetrieben, wodurch auch die Finanzierung überwiegend über Banken und konservative Beteiligungsgesellschaften funktioniert.
Eine neue aber immer häufiger auftretende Form des MBI ist der Search Fund. Für gewöhnlich werden Search Funds durch junge, talentierte Unternehmer geleitet, die mit Hilfe privater Investoren ein Unternehmen erwerben möchten. Die Investoren stellen dem Entrepreneur ausreichend Mittel zur Verfügung, um die Suche nach einem Unternehmen und dessen Erwerb zu ermöglichen. Der strategische Ansatz reicht dabei von sehr konservativ und langfristig bis hin zu stark wachstumsorientiert und opportunistisch in Bezug auf die Entwicklung des Zielunternehmens.
Scharf abzugrenzen ist die einfache Kapitalbeteiligung eines neuen Geschäftsführers, der im Zuge eines Verkaufs an einen strategischen Investor berufen wurde. Merkmale des MBI sind für gewöhnlich der Neueinstieg in eine Branche oder in ein Geschäftsfeld, ein hoher Anteil an Fremdfinanzierungen und ein starker Wachstumskurs.
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In unserer täglichen Praxis bei der Beratung von Unternehmern, die auf der Suche nach einem Nachfolger sind, begegnen uns unterschiedliche Faktoren, die zum Scheitern eines MBIs führen. Zwei Ursachen lassen sich allerdings relativ häufig beobachten. Hierzu gehört die mangelnde Branchenkenntnis eines Erwerbers und eine Fehleinschätzung der unternehmerischen Tätigkeit.
Gerade bei dem oben beschriebenen Konzept des Search Funds ist die fehlende Branchenkenntnis ein Hauptproblem. Der berufliche Hintergrund der MBI-Kandidaten liegt oft im Bereich Consulting beziehungsweise Banking. Die Managementqualitäten der Kaufinteressenten sind in der Regel zweifellos hervorragend, doch gerade bei kleinen und mittlerer Unternehmen sind die Aufgaben, die im Rahmen der unternehmerischen Tätigkeit anfallen, komplexer beziehungsweise umfangreicher als die reine Unternehmenslenkung. Bei produzierenden Unternehmen beispielsweise ist ein hohes technisches Know-how von Nöten.
Während die Käufer bei einem Search Fund hohes unternehmerisches Potenzial und wenig Branchenkenntnis mitbringen, ist es bei Privatpersonen oft umgekehrt. Dieser Käuferkreis ist meist mittleren Alters und besitzt Managementerfahrung bei größeren Unternehmen. Daraus ergibt sich eine starke fachliche Expertise. Dennoch hinterlässt die lange Zeit als Angestellter in einem großen Unternehmen zum Teil Spuren. Diese resultieren oftmals in einem starken Fokus auf Details und der Vermeidung von jeglichem Risiko. Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen jedoch werden viele Daten nicht erhoben und bestimmte Information sind schlicht und ergreifend nicht vorhanden. Dieser Informationsmangel wird von Privatpersonen als Risiko eingepreist und sorgt im Umkehrschluss für eine niedrigere Unternehmensbewertung.
Die Leitung einer Division oder Abteilung ist etwas völlig anderes als die Leitung des eigenen Unternehmens.
Neben den Nachteilen hat ein MBI als Form des Betriebsübergangs auch einige Vorteile. Dazu gehört unter anderem, dass neue Ideen das Unternehmen bereichern und einen erfolgreichen Fortbestand ermöglichen. Ein weiterer Vorteil liegt im geringeren Risiko, dass sensible Informationen missbräuchlich genutzt werden.
Hintergrund eines MBI ist häufig eine wachstumsorientierte Unternehmensstrategie mit hohem Investitions- und Modernisierungsbedarf. Für das Unternehmen selbst bringt dies erhebliche Vorteile mit sich, da an der Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit gearbeitet wird. Der richtige MBI-Kandidat kann daher im Team mit den passenden Investoren ein Unternehmen signifikant nach vorne bringen und seine Managementerfahrung gewinnbringend einsetzen. Durch die Bildung von Beiräten und Beratergremien, kann oft auf deutlich mehr Know-how und Kontakte zurückgegriffen werden. Der frische Blick von außen sorgt weiterhin für neue Impulse und Strategien.
Für den Verkäufer bietet der MBI den Vorteil, dass das Risiko des Verkaufsprozesses deutlich geringer ist und effizienter von Statten geht. Während bei Verkaufsgesprächen mit Mitbewerbern eine hoher Grad an Zurückhaltung ratsam ist, kann mit MBI-Kandidaten deutlich offener kommuniziert werden, da die Wettbewerbssituation nicht gegeben ist. Hinzu kommt, dass beim MBI deutlich schnellere Entscheidungen getroffen werden können. Die Dienstwege sind kurz und der Kauf eines Unternehmens ist in manchen Fällen sogar die Haupttätigkeit des MBI-Kandidaten, sodass dessen volle Aufmerksamkeit auf dem Prozess liegt.
Ob der MBI zu einem bestimmten Unternehmensverkauf passt oder nicht, kann im Vorfeld nur schwer beantwortet werden. Verkäufer sind gegenüber gänzlich Fachfremden oft skeptisch und trauen diesen eine Übernahme nicht zu. Es stimmt, dass die meisten Anfragen zu einem MBI aus diesen Gründen scheitern, aber das ist noch lange kein Grund sich gegen das Konzept per se zu entscheiden.
Wird der passende MBI-Kandidat gefunden, ist das für den Verkäufer meist die beste Lösung. Die Trennung des Alt-Inhabers von seinem Betrieb ist deutlich klarer als bei einem strategischen Investor. Die Verhandlungen verlaufen schneller und sind in Bezug auf Geschäftsgeheimnisse deutlich weniger riskant.
Während man den MBI noch vor einigen Jahren nur im PE-Bereich bei größeren Firmen gesehen hat, sind durch Search Funds und Privatpersonen immer mehr KMU in den Fokus des MBI. Gerade bei den KMU ist es von besonderer Bedeutung, dass die Konstellation von Käufer, Verkäufer und Unternehmen stimmt und der MBI-Kandidat das richtige Profil vorweist. Dann ist der Management-Buy-In eine gute Alternative zum klassischen Strategen.